Sonntag, 14. April 2024

Wolkenwurzeln


Oh, die Wolken!

Die schönen, schwebenden, rastlosen! Ich war ein Kind und reiste mit ihnen. Ich war Nils Holgersson, an den Hals einer Wolkengans geschmiegt, die so kraftvoll war wie ein Himmelherrgottsgewitter und so zart wie ein Pusteblumenkristall. Ich sah die Welt von oben, die Flüsse als Venen, quecksilberfunkelnd, juwelenbesetzt oder weit und blau wie der Himmel, der unser Zuhause war. Alles war ein Sehen und Sehnen, die ganze Reise, doch auch ein Nachhausekommen. Denn wo wir waren, war alles. Die Wolken verwandelten sich in Elefanten und Schafe, sie spielten mit mir, zeigten sich, nur um sich gleich weiter zu verwandeln. Ich war ein Kind mit einer Wolkenfamilie, und es war mir, als brauchte ich nichts weiter zu verstehen, als dass das Leben eine Reise war und immer sein würde, ein Ankommen im Unterwegssein. Meine Wolkengans war alles, was ein wenig Schwere besaß, ihr vertraute ich mein kleines Kindergewicht an. Sie flog, fuhr und glitt durch den Himmel mit mir. Alles um uns herum war leicht, auch wenn sich die Wolken, die Bevölkerung des Himmels, aufbauten, zusammenballten zu Mauern, Bergen, Burgen oder Felsen mit drohenden Gesichtern. Wenn Wind und Wetter sie zusammenbrauten zu unbestimmten Gebilden, aus denen sich auf einmal Konturen und Gestalten bildeten: Raubtiere wie Bären, Tiger, enorme Greifvögel oder aber gigantische Kaninchen, gehüllt in bleigraue, ja schwarze Gewänder mit Rändern aus Purpur, Gold und Schwefelgelb. Die Wolkengans war aus diesem Stoff, sie flog in ihrem Element, und ich war ihr zugeordnet von himmlischem Willen und Kraft. Wenn Blitze um uns herum zuckten und Donner krachten, ihre Gewaltigkeit blieb - leicht. Wir waren in ihnen und sie in uns, wir waren eine Einheit. Meine Füße suchten keinen Grund, meine Hände ruhten auf dem Federhals der Gans, gruben sich ein, waren zugehörig der Verlängerung des Gänsekörpers. Meine Haut, in die ich eingewachsen war, schimmerte wolkenweiß, glänzte wettergegerbt, regengenässt, hier oben, wohin alles Wasser aufstieg, um zu reisen und dann wiederum abzuregnen, zu fallen, zu schweben, zu stürzen in die Venen und Vasen der Welt weit unter uns.

Doch ich war ein Erdkind. Trieb Wurzeln, wurzelte in meine Himmelsgans hinein. Langsam, allmählich durchdrangen die Wurzeln meine Wirtin. Sie war meine Erde, ich war ihre Pflanze. Und eines Tages auf unserem immerwährenden Flug war die Wolkengans ganz durchwurzelt. Meine Wurzeln hatten sie in Besitz genommen. Diese meine winzigen, kitzligen Fingerchen hatten eine solche Macht, denn in ihnen rauschte ein tiefer, dunkler Saft. Kaum merklich war die Wolkengans schwerer geworden und immer ein wenig tiefer geflogen. Auch meine Füße hatten Wurzeln gebildet, die herabhingen wie Lianen und nach unten strebten, so wie die Flugwesen aufstrebten.

Die Erde, die immer unten war, kam näher und näher. Mehr und mehr spürten wir ihren Sog; begannen sie zu riechen mit Staub und Gras, all ihre sanften und gewaltigen, herrlichen, warmen Explosionen. Eines Tages dann erreichten wir die Erdwelt und landeten. Nun gehörten wir ihr. Waren umfangen, gefangen. Wurden, waren - schwer. Meine Wurzeln wurden zu Fangarmen, die sich in die Erde hakten und uns an sie banden, unsere Körper, unsere Sinne. Wir waren kühl und heiß. Wir wussten nicht, was geschah. So wie die Weite des Himmels uns gelassen beheimatet hatte, waren wir nun umschlossen von einer uns unbekannten Kraft. Es gab kein Zurück. Wir waren in einer unumkehrbaren Wandlung.

Die Wolkengans wurde ein Fels, ich wurde ein Baum. Der Fels blieb auf der Erde, ich aber wuchs in die Erde hinein, durchstieß die Grenze ins Erdreich, das dunkle, kühle, das zum Feuer im Mittelpunkt der Erde führt. Unerbittlich rief mich die Erde in ihren Schoß. Ich wuchs aber in zwei Richtungen. Mit meinem Körper, der statt eines Rumpfs mit Knochen, Fleisch und Blut ein Stamm mit Mark, Holz und Rinde geworden war, trieb ich wieder hinauf himmelwärts, bildete Äste und Zweige mit Blättern, wo Arme und Finger gewesen waren, und oben eine Krone. Gleichzeitig und genau entgegengesetzt wuchsen Beine und Füße als Wurzeln hinab als ein genauer Widerpart des Baumes. Unten, erdverbunden, war unsichtbar, was oben, luftumgeben, sichtbar war. Die eine Hälfte meines neuen Seins war fest, geschlossen, und bot der anderen Hälfte, die mit ihren Zweigen und Blättern mit dem Himmel spielte, Halt. Doch die Wurzeln des Baumes, der ich war, sog die Kraft wiederum nach oben, das Wasser, aus dem die Wolken sind, durch Adern und Holz hinein in die Blätter, wo sie sich mit der Sonne vereinigten und Saft und Farbe bildeten.

Ich wuchs und wurde erwachsen. Hielt einen Fels in meinen starken Wurzelarmen, die sich aus der Erde streckten. Denn wir waren eins. Tiere kamen, Vögel, Eichhörnchen, Käfer und Wild, nutzten uns, wohnten in und an uns, kamen zu Besuch auf ihren Wegen durch Tage, Nächte und Wetter. Und manchmal senkte sich eine Wolke zur Erde hinab und berührte den Baum mit seinem Fels.

Oh, die Wolken! Die schönen, schwebenden, rastlosen… kamen, um zu rasten. Und gemeinsam träumten wir voneinander. 

 

 

 

Oh, die Wolken! Die schönen, schwebenden, rastlosen!

Ich war ein unwissendes Kind und liebte sie. Schaute sie an und wusste nicht, dass auch ich als eine Wolke durchs Leben gehen würde. Wandernd, überall fremd, schwebend zwischen Zeit und Ewigkeit. Ich kann nicht über die Gasse gehen, so nicken wir einander zu, grüßen uns und verweilen einen Augenblick Aug‘ in Auge.

Hermann Hesse, aus: Peter Camenzind


Donnerstag, 28. März 2024

Væsener


ist dänisch. Englisch: creature, deutsch: Wesen.

Sichtbar und unsichtbar, fanden wir Væsener, Wesen, auf der Insel Fanø in Dänemark.


Ist das Meeresrauschen ein Wesen?

Ist ein Pool aus Regenwasser, der sich in den Dünen sammelt, ein Wesen?

Sind Muscheln, Farne, Moose, Flechten - Wesen?

Ist etwa die ganze Dünenwelt ein großes Wesen, das kleinere Wesen umhüllt?


Eine Woche lang streiften wir täglich stundenlang durch die Dünen, ohne anderen Menschen zu begegnen. Nach kurzer Zeit fiel mir das kaum mehr auf, es kam mir so selbstverständlich vor, dass ich nicht darüber nachdachte. Jedoch mag die Abwesenheit von Menschen die Anwesenheit anderer Dinge oder Wesen verstärken, die vielleicht erst dadurch als Wesenhaft wahrgenommen werden.

Eine zapfengeschmückte, reich verzweigte Kiefer in einem Teich aus Regenwasser, silbern glitzernd, das Blau des Himmels vielfach verstärkend.

Ein Fuchs, der aufspringt, wenn Menschenfüße jenen Pfad entlangstapfen, auf dem er sich gerade sonnt.
Es musste ein Fuchs sein, welchen ich in den Sekunden, in denen er aus meinem Blickfeld verschwand, nur als Fragment wahrnehmen konnte: dicker Schwanz, Hinterläufe, dichtes, helles, rötliches Fell.

Sind diese Fragmente ein Wesen? 

Über uns kreisen Seeadler, auf der Suche nach Kaninchen, die hier in Hülle und Fülle leben. Sichtbar meistens nur die Eingänge zu ihren Baus, ein jeder ein dunkler, strudelnder, die Phantasie befeuernder Eingang in ein Wunderland, von hier aus unsichtbar.

Rehe gehen in der Dämmerung, morgens stehen abgeknabberte Triebe am Weg.

Hinter uns, vor uns und zu allen Inselseiten liegt das Meer. Kegelrobben lagern auf Sandbänken vor dem Strand. Mit auf nassen Speckbäuchen gekreuzten Flossen, glänzenden Rücken, Schnauzen mit zitternden Barthaaren, darüber schwarzen Kugelaugen in runden Köpfen, sind sie den Blicken vorübergehender Wesensucher preisgegeben.
Doch im Wasser, da unten, da draußen, ist alles voll verborgener Væsener. Im Anschlagen der Brandung, im Rauschen des Windes, der durch das Dünengras streift wie ein Wolf, dessen Fell abgestreift über einem in einer Senke halbverborgenen Wald aus Gestrüpp liegt. Violetter Schimmer darüber. Eine Wolke schwebt heran in drängendem Schleiertanz. Das Dünengras flirrt falb und schüttelt sein Silber. Es hat sich wohl vom Meer hierhin versplittert.

Silber wird zu Gold, zu Rot-Rosa und Orange, zu Dunkelheit. Und taucht wieder auf...

Der Mond, ein Wesen? 

Reisend, vielbesungen in seinem (ihrem) An- und Abschwellen, Erscheinen und Verschwinden. In leuchtender Sichtbarkeit an einem klaren, sternenbevölkerten Nachthimmel wie heute. Voll, also (fast) rund, wie eine Vollendung.

Ist Frieden ein Wesen? 



















Fotos: (c) Eva Wal, VG Bild


Zum Thema Wesen, "creature", der Podcast "Poetry Worth Hearing" von Kathleen Mc Philemy, in deren Folge Episode 21 mein Gedicht "The Whale in the Void" vertreten ist:






Montag, 12. Februar 2024

Tagauge Nachtauge

 



 Gouache auf Papier, ca 300 x 74 cm, Oktober 2023 

 

Tagauge Nachtauge

Eine Geschichte zum Winterschlaf

 

So sehr hatte ich es mir gewünscht, seit der Kater gestorben war: ein Wesen, das zu mir käme, sein Leben lebe nach seiner Art und bei mir bliebe, mit mir zusammen in solitärer Eintracht. Ein Rabe hätte es sein können; auf meiner Schulter sitzend, mein Treiben beobachtend. Manchmal gäbe er mir einen Rat, würde zu meiner inneren Stimme. Oder ein Bär, eine Bärin; sanft, groß und stark. Ein Krafttier.

Nun war ein Schmetterling da, ein Tagpfauenauge. Wochenlang schon flatterte es immer wieder hinter meinen Blumentöpfen auf, kreuzte den Raum taumelnd von einem Dachfenster zum anderen, ließ sich schließlich auf dem Fensterrahmen nieder, faltete sich zusammen und blieb dort auch dann regelrecht kleben, wenn ich das Fenster öffnete, um ihm die Möglichkeit zu geben, doch noch hinauszutrudeln in die frische Oktoberluft.

Doch mein Schmetterling blieb bei mir. Er mochte es wohl warm und behaglich. Hatte er sich mein Dachatelier als Winterquartier ausgesucht, oder wollte er hier sterben?

Ich schaute nicht im Internet nach, wo das auf einen Blick herauszufinden wäre. Nicht einmal das Haus müsste ich für eine Recherche verlassen. Wollte es wohl durch Betrachtung und Beobachtung herausbekommen oder am besten durch dieses feine Band zwischen unserer gemeinsamen Existenz in einem Raum erspüren.

„Schmetterlinge sterben im Winter“, sagte mein Mann, und ich hinterfragte es nicht. Erst als ich ein Foto meines Gefährten auf Whatsapp teilte und eine Freundin etwas von „Winterschlaf“ schrieb, entschloss ich mich zu wahrer Freundschaft durch Vernunft und Aufklärung. Der erste Blick in den Artikel, der mir bei meiner Google Suche entgegensprang, zerstörte das mystische Band: „Wärme“, so stand es da „ist der Tod von Schmetterlingen im Winterschlaf“ wie Tagpfauenaugen. Schmetterlinge, die nicht gleich Zugvögeln in wärmere Gefilde flattern wie der Distelfalter oder der Admiral, brauchen Kälte und Feuchtigkeit. Sie verdursten auf Dachböden und können nicht zur Ruhe kommen, wenn es zu warm ist. Sie lieben Efeu, Verstecke zwischen Steinen, im Dickicht.

Immerhin hatte ich meinem Freund eine flache Schale mit Honigwasser zwischen die Blumentöpfe gestellt. Einmal war es mir sogar gelungen, ihn zu füttern. Da saß er auf meinem Handteller, klebte sich an meine rillige Haut, fuhr seinen Rüssel aus und sog das Wasser von einem kleinen Plastiklöffel. Irgendwann rollte er seinen Rüssel wieder ein wie einen Farn. Vielleicht hatte ich ihn so vorm Verdursten gerettet.

Streicheln konnte ich ihn freilich nicht. Mein biologisches Wissen reichte doch noch so weit zu erinnern, dass die delikaten wie prachtvollen Flügel dieser Wunderwesen mit Farbpigmenten besetzt sind und eine Schicht bilden, die bei jeder Berührung durch überdimensionierte Menschenfinger zerstört würde.

Wie melancholisch und weise mich die Augen auf den Flügeln meines schutzsuchenden Tagpfauenauges anzusehen schienen! Fast hätte ich ihm oder ihr einen Namen übergestülpt. Hermann oder Hermine, das Tagpfauenauge.

Es war Zeit, meine Freundschaft zu beweisen und Abschied zu nehmen. Die Aufklärung hatte über romantische Verklärung gesiegt. Doch ich konnte weiter Gutes tun. Baute ein Schmetterlingsnest in meinem Garten. Legte Steine in einen Kübel mit Efeu, fügte Moos hinzu und fand eine Emailleschüssel, die ich als schützenden, aber luftdurchlässigen Deckel verwenden konnte. Immer noch würde das Tagpfauenauge also bei mir sein, draußen im Garten, auf den ich durch mein Dachfenster hinunterschauen kann.

Ich ging wieder in mein Dach, nahm den Schmetterling in meine Hand, und wieder saugte er sich in meinen Handteller hinein. Die andere Hand schloss ich darüber, bildete eine kleine Höhle, in der ich meinen Mitbewohner nach draußen brachte und in das Winternest setzte. Dann ging ich, um nach einiger Zeit nachzusehen, wie er sich verhalten habe.

Ich fand ihn nicht. Ging wieder, kam zurück und schaute noch einmal nach. Schaute und schaute. Dann entdeckte ich ihn. Zusammengefaltet und perfekt getarnt in grau-schwarzem Nachtkleid hing er wie eine Fledermaus an einem Efeublatt. Wie sehr ihm das Blatt glich in Form und Farbe! Zufrieden und etwas wehmütig hob ich die Schüssel wieder auf das Nest und schloss das Winterquartier.

Wie vielen Schmetterlingen und Faltern hatte ich schon bei ihrem Tanz im Frühjahr und Sommer zugeschaut; hatte gefilmt, fotografiert, gezeichnet und gemalt ohne ein annähernd grundlegendes Wissen über ihre Biologie. Hatte nur ihre trudelnde Erscheinung betrachtet und bewundert. Wie gehört beides zusammen? Das fragte ich mich nun wieder.

Zurück in meinem Dachatelier, es war Nacht geworden. Ich war beschäftigt mit meinem Bild an der Wand, mit Pinsel und Farben. Plötzlich, ohne die leiseste Absicht, kam das Tagpfauenauge zurück. Es erschien auf dem Papier, zusammen mit einem ganzen Schwarm Artgenossen, die sich zum Winterschlaf an Efeu hängten. Für immer mein, für immer frei.

 

 






(c) Eva Wal, VG Bild

 

Dienstag, 16. Januar 2024

Tausend Meilen

... in einer Welt

ONE THOUSAND MILES

Ein Kunst-Reise-Buch nach einer Reise durch Northern Ontario, Canada,
mit der internationalen Broken Forests Artists' Group im Sommer 2022



DIE ANKÜNDIGUNG

auf fb und insta



#One_Thousend_Miles #TausendMeilen_in_einerWelt : Gerade noch rechtzeitig zur #Buch #Premiere am Sonntag! Es war eine große Arbeit, die viel, viel Zeit und auch Nerven gekostet hat (vor allem, als die erhoffte Förderung ausblieb und ich erstmal alles selbst bezahlen musste), dieses Buch mit allem Drum und Dran, mit der ich mich wieder einmal halsbrecherisch meinem leidenschaftlichen Idealismus hingegeben habe, etwas zu schaffen und zu fassen zu versuchen, was mir wichtig, besonders und wesentlich erscheint. Von der Idee zum Konzept, eigene Texte, Reflexionen, Lyrik, Zeichnungen, Photos, Zeichnungen sowie Beiträge von #SusanneGrube ,#TerreChartrand ,#PearlvanGeest, #CesarForero, dann Übersetzungen, Layout, Satz... über ein ganzes Jahr hinweg ist das Projekt zum Buch herangewachsen. Nach der Buchvorstellung zur #Finissage #WaldKlangZeit im #HausderNatur an der #Waldau in #Bonn reist die Kleinauflage nach #Canada zusammen mit einem Exponat, wo es im April einen #launch bei #BrokenForests #ArtistsGroup gibt. Ich freue mich!
128 Seiten, deutsch-englisch, #TravelDrawings #eva_wal #art_poetry




BROKEN FORESTS ARTISTS' GROUP


DAS BUCH

einige Seiten





Zum Performance Video:


TRAVEL DRAWINGS

einige Seiten











DIE LESUNG

als Finissage meiner Ausstellung WALD KLANG ZEIT
an der Waldau, Bonn am 14. Januar 2024

Präsentation des Buches und Dichterlesung zusammen mit meinem
Gast Dominik Dombrowski











 
Eva Wal





Dominik Dombrowski







Donnerstag, 4. Januar 2024

Un soir de neige


 

Un soir de neige, Paul Éluard, 1944

 

 

 Zu diesem Gedicht, entstanden im letzten Kriegswinter des zweiten Weltkriegs,

entstanden mein letztes Bild des vergangenen Jahres in Gedanken an den aktuellen Kriegswahnsinn s.u., sowie die Grafik oben. Das Original ist farbig, doch eine Schwarzweiß-Fotografie passt genauso.

Éluards Schneegedichte wurden von Francis Poulenc kongenial vertont:


 

 

De grandes Cuillères de Neige, Wachs, Graphit und Tinte auf Bütten, 58 x 77 cm

Grafik oben: Tinten, Beam Wasserfarben und Graphit auf Zeichenpapier, A2

(c) Eva Wal, 2023/24, VG Bild


 

De grandes cuillères de neige


De grandes cuillères de neige
Ramassent nos pieds glacés
Et d'une dure parole
Nous heurtons l'hiver têtu.
 

Chaque arbre a sa place en l'air
Chaque roc son poids sur terre
Chaque ruisseau son eau vive
Nous, nous n'avons pas de feu.
 

La bonne neige


La bonne neige le ciel noir
Les branches mortes la détresse
De la forêt pleine de pièges
 

Honte à la bête pourchassée
La fuite en flèche dans le cœur
 

Les traces d'une proie atroce
Hardi au loup et c'est toujours
Le plus beau loup et c'est toujours
Le dernier vivant que menace
La masse absolue de la mort
 

La bonne neige, le ciel noir
Les branches mortes, la détresse
De la forêt pleine de pièges
Honte à la bête pourchassée
La fuite en flèche dans le cœur.
 

Bois meurtri
 

Bois meurtri, bois perdu d'un voyage en hiver
Navire où la neige prend pied
Bois d'asile bois mort où sans espoir je rêve
De la mer aux miroirs crevés
Un grand moment d'eau froide a saisi les noyés
La foule de mon corps en souffre
Je m'affaiblis je me disperse
J'avoue ma vie j'avoue ma mort j'avoue autrui
Bois meurtri bois perdu
Bois d'asile bois mort
 

La nuit le froid la solitude
 

La nuit, le froid, la solitude
On m'enferma soigneusement
Mais les branches cherchaient
Leur voie dans la prison.
Autour de moi l'herbe trouva le ciel.
(On verrouilla le ciel)
Ma prison s'écroula
Le froid vivant le froid brûlant
M'eut bien en main.

 

https://ensemblequartz.files.wordpress.com/2010/09/un-soir-de-neige.pdf